Zinsen und Co.: Das bieten die regionalen Banken

SWP Ehingen: 09.08.2023

Die Suche nach der richtigen Geldanlage beschäftigt die Kunden der regionalen Banken. Warum auch Bausparverträge wieder als interessant gelten.

Wie viel Zinsen bekomme ich für mein Geld? Diese Frage treibt derzeit manchen um. In den vergangenen Wochen legten viele Banken kräftig nach mit ihren Angeboten, große Banken, zum Teil auch mit Sitz im europäischen Ausland, bieten mittlerweile fürs Festgeld drei Prozent Zinsen und mehr.

Die Entwicklung ging sehr schnell vonstatten, es sei ein „so schneller Zinsanstieg, wie man ihn noch nie gesehen hat“, sagt Martin Traub, Vorstand der VR-Bank Alb-Blau-Donau mit Sitz in Ehingen. Die Zinsen für klassisches Festgeld lägen bei der VR-Bank bei „zwei Prozent plus, teilweise 2,5 Prozent“, sagt Traub, und verweist bei der Frage, warum die Ehinger Bank keine höheren Zinsangebote machen kann, auf das Genossenschaftsmodell der VR-Bank – man sei schließlich in der Region präsent, das böten andere Banken nicht.

Gleiches Angebot für alle Kunden

Die Angebote großer Banken und Direktbanken richteten sich oft nur an Neukunden. „Unser Ansinnen ist schon, Bestands- und Neukunden gleich zu behandeln“, sagt Traub. Spezielle Neukundenangebote mache die VR-Bank Alb-Blau-Donau nicht. Man gehe proaktiv auf die Kunden zu, schildert Traub. Wichtig sei stets die individuelle Beratung.

Bedarf an Beratungsgesprächen ist hoch

Der Bedarf an Beratungsgesprächen sei hoch, berichtet Thomas Freudenreich, Prokurist und Vertriebsleiter der Donau-Iller-Bank. Das Thema Zinsen bewege die Kunden – insbesondere die Tatsache, dass sie nicht wüssten, wie sie anlegen sollen. Fragen wie „Welche Laufzeit eignet sich? Wie werden sich die Zinsen in den kommenden Monaten entwickeln?“ spielten eine Rolle.

„Im Moment ist natürlich eine Unsicherheit da“, sagt Freudenreich, und betont ebenfalls die Bedeutung von Beratungsgesprächen. Welche Zinsangebote die Donau-Iller-Bank derzeit ihren Kundinnen und Kunden macht, will Freudenreich nicht nennen. Klar sei, dass für alle Kunden die gleichen Konditionen gälten. So attraktiv manche Festgeld-Angebote auch sein mögen: Bei einer Inflation von über sechs Prozent werde man permanent Verlust machen, sagt Freudenreich.

Zinsen je nach Laufzeit

„Wir beobachten die Entwicklung der Zinsen permanent und passen unsere Zinssätze bei Bedarf an“, berichtet Lisa Schmid, Sprecherin der Sparkasse Ulm. Aktuell biete man Kundinnen und Kunden auf das Tagesgeldkonto 0,75 Prozent pro Jahr. Für Festgeld gibt es je nach Laufzeit 2,3 bis 2,4 Prozent in der größten Betragsklasse, auf Sparbriefe je nach Anlagedauer 2,5 bis 2,6 Prozent Zinsen. Eine Verzinsung von 3,5 Prozent gibt es auf den Sparkassenbrief in der Kombination mit einer Wertpapieranlage.

In den Konditionen seien sowohl persönliche und örtliche Beratung, ebenso Infrastruktur wie etwa Geldautomaten berücksichtigt – das könnten Direktbanken nicht leisten, schreibt Schmid.

Bausparen ist wieder ein Thema

Bausparverträge galten wegen der niedrigen Zinsen lange als nicht mehr zeitgemäß. Doch nun erfährt das Finanzprodukt einen Aufschwung. Kundinnen und Kunden der Sparkasse Ulm bekämen derzeit noch einen Bauspartarif mit einem Darlehenszins von 1,19 Prozent, schildert Lisa Schmid. Aufgrund der aktuellen Zinssituation rücke der Aufbau von Eigenkapital nochmals verstärkt in den Vordergrund.

Bausparen sei „erfreulicherweise wieder ein Thema“, bestätigt Thomas Freudenreich von der Ehinger Donau-Iller-Bank. Die Tarife, die noch am Markt sind, seien „wahnsinnig attraktiv“. Die Frage werde aber sein, wie lange die Bausparkassen diese Tarife noch offen lassen.

Auswirkungen sind enorm

Geht es ums Bauen, haben die steigenden Zinsen in den vergangenen Monaten zu viel Frust geführt. Das Geld war nicht mehr so günstig zu bekommen wie zuvor und wie geplant. Bei vielen sei das nun angekommen, schätzt Bank-Vorstand Martin Traub die Lage ein. Dabei sind die Auswirkungen enorm, rechnet Traub vor: Steigt der Zins bei einer Kreditsumme von 600 000 Euro von einem auf vier Prozent, müsse der Kreditnehmer rund 1000 Euro mehr im Monat bezahlen.

Für viele ist es das erste Mal

Die zinslose Zeit dauerte lange an: Seit 2011 seien nur noch geringe Zinsen bezahlt worden, von 2013 an sei der Zins fast verschwunden, seit 2016 lag der Zinssatz dann bei null Prozent, schildert Prokurist Thomas Freudenreich, und: „Was man in der aktuellen Situation sicherlich auch nicht vergessen darf, ist der Punkt, dass es für viele unserer vor allem jüngeren Kunden das erste Mal ist, dass sie sich mit dem Thema Zinsen beschäftigen müssen. Bisher gab es keine.“

Info

0 Prozent Zinsen – das war für Sparerinnen und Sparer über Jahre Realität. Bankkunden jüngeren Alters sind nun, da die Zinsen wieder steigen, zum ersten Mal mit dem Thema konfrontiert.

Wohin mit dem Ersparten? Eine Frage, die sich Anleger angesichts von Inflation und steigenden Zinsen häufiger stellen. (Foto: Bernhard Raidt)